Krank sein – Kinder und Erwachsene empfinden anders
Laufende Nase, bellender Husten, Kopf-, Hals und Gliederschmerzen – manchmal auch in Verbindung mit Fieber. Das sind einige typische Symptome einer Erkältung. Für Erwachsene ist das nichts Neues und oft hat man schon einen routinierten Ablauf, was einem in diesem Fall hilft. Zum Beispiel der Gang zum Arzt oder zur Apotheke, Tee trinken, viele Ruhe und Schlaf. Wir wissen, dass so eine Erkältung zwar unangenehm ist, meist aber auch innerhalb weniger Tage wieder abklingt.
Für Kinder ist eine Erkältung und die damit verbundenen Symptome aber häufig etwas ganz Neues und Unbekanntes. Es stellt die Welt der sonst so quirligen und immer energiegeladenen kleinen Menschen völlig auf den Kopf. Man kann nicht mehr in die Kita oder in die Schule gehen, man muss vielleicht zum Kinderarzt und der Körper funktioniert nicht so, wie die Kinder es gewohnt sind.
Deshalb ist es wichtig, mit Kindern darüber zu sprechen, was gerade im Körper passiert, was hinter der Erkältung steckt und wie es gelingen kann, dass es dem Kind bald wieder besser geht.
Was passiert in meinem Körper, wenn ich krank bin? – Mit Kindern ins Gespräch kommen
Oft steht man dann vor der Herausforderung, die komplexen biologischen Prozesse und Fachbegriffe kindgerecht zu vermitteln. Generell ist im Gespräch mit Kindern wichtig, sie als Gesprächspartner mit ihren ganz eigenen Fragen, Sorgen und Ängsten ernst zu nehmen. Gerade Schmerzen und Fieber können Kindern Angst machen und es ist wichtig, den Kindern diese Angst zu nehmen, ohne ihre Schmerzen oder Ängste herunterzuspielen. Hierbei kann es eine gute Möglichkeit sein, dem Kind zu signalisieren, dass Sie sein Unwohlsein wahrnehmen und versuchen, ihm mit kindgerechten Erklärungen die Ängste zu nehmen. Deshalb ist es z.B. hilfreich, nicht nur zu sagen “Bald geht es dir besser” oder “Es wird alles wieder gut”, sondern auch zu erklären, wie oder warum es einem wieder besser gehen wird.
Besonders spannend ist es, wenn Sie sich dabei gemeinsam mit ihrem Kind auf Forschungsreise begeben und erst einmal nach dessen Vermutungen/Vorstellungen fragen, bevor Sie “korrekte” Erklärungen liefern. Berichten Sie auch von eigenen Erfahrungen bzw. Empfindungen zum Thema Krankheit. Das schafft eine gemeinsame Gesprächsgrundlage und Kinder verstehen, dass sie womöglich mit ihren Empfindungen oder Erlebnissen nicht alleine sind. Nachfolgende Fragen oder Formulierungen können im Gespräch mit Kindern zielführend sein:
- Dir wird es bald wieder besser gehen, denn du hast ganz viele kleine Helferlein in deinem Körper, die dir beim Gesundwerden helfen! Was glaubst du denn, wie sie dir helfen?
- Das ist ein ganz schön fieser Husten! Wo spürst du ihn denn? Mir tut oft richtig die Brust weh vom Husten – denn dahinter sitzt die Lunge, in der die Luft beim Husten wie eine starke Windböe hinaus gepustet wird!
- Weißt du eigentlich, was in deinem Körper passiert, wenn du krank bist?
- Oft machen uns Viren krank. Was glaubst du, wie so ein Virus aussieht? Ist es groß oder klein? Welche Farbe hat es wohl?
- Sollen wir uns einmal gemeinsam anschauen, wer dich krank macht?
Kindern fällt es oft schwer, ihr Befinden auszudrücken, da sie z. B. Schmerzen im Körper nur schwer lokalisieren können. Vielleicht haben Sie auch schon oft gehört, dass ihr Kind über Bauchschmerzen klagt. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass es sich auch tatsächlich um Bauchschmerzen handelt. Bauchschmerzen sind oft Ausdruck dafür, dass es dem Kind in irgendeiner Form nicht gut geht. Durch das Hineinhören bzw. Hineinspüren in den Körper und die eigene Befindlichkeit wird die Körperwahrnehmung gefördert und hilft dabei, ein besseres Gespür für Gesundheit und Krankheit zu bekommen.
Krankheiten und die dazugehörigen Körperprozesse kindgerecht erklären
Durch die kindgerechten Erklärungen der Prozesse im Körper und der Selbstheilungskräfte des Körpers wird auch das Vertrauen der Kinder in ihren eigenen Körper und damit auch der Selbstwert des Kindes gestärkt. Kindgerecht bedeutet nicht, irgendetwas zu erfinden, sondern die Prozesse vereinfacht und an die Lebenswelt der Kinder anknüpfend zu erklären.
Beim Bilderbuch MIA, WILHELM UND DER ANGRIFF DER VIRATEN, basierend auf dem Kindermusical DER BEAT DEINES LEBENS, greifen wir dazu auf verschiedene Charaktere zurück. Die krankmachenden Viren sind in unserer Geschichte die “Viraten” – also eine Mischung aus Viren und Piraten. Piraten kennen wohl die meisten Kinder und oft geht eine gewisse Faszination vom wilden und freien Piratenleben aus. Kinder wissen aber auch genau, dass Piraten manchmal gefährlich sind und nicht nur Gutes tun. Ähnlich wie ein Virus.
Um dem Kind die Angst vor den Viren zu nehmen, hilft es die Funktionsweise des Körpers und des Immunsystems zu erklären. In der Geschichte gibt es da Leuko und Zyti von der Zellpolizei (Leukozyten), die im Körper für Ordnung und Sicherheit sorgen und gegen die Viraten vorgehen. Ery und sein Blut-Zug (Erythrozyten) versorgen die Zellen mit allem Wichtigen und die drei Hirnis (Gehirn) in der Schaltzentrale koordinieren die Verteidigung des Körpers gegen die Viraten. Auch das Herz und die Lunge spielen eine wichtige Rolle. Der ganze Körper arbeitet zusammen, um sicherzustellen, dass es dem Kind bald wieder besser geht.
Das Bilderbuch bietet sich wunderbar zur gemeinsamen Betrachtung und zum Austausch über die Prozesse im Körper an. Kindgerecht und spannend wird die Funktionsweise des Körpers und des Immunsystems erklärt. Darüber hinaus finden Sie im Buch eine CD mit 20 Songs, die wir im Rahmen unseres Kindermusicals DER BEAT DEINES LEBENS komponiert haben, die mit poppigen Beats und kindgerechten Texten die Prozesse im Körper erklären. Werfen Sie doch einmal einen Blick ins Buch und lassen Sie sich mitnehmen, auf eine spannende Reise durch unseren Körper!
Dialogisches Lesen
Wie oben bereits erwähnt, ist es besonders spannend, Kinder mit ihren Vorstellungen und Vermutungen bei der Entdeckung des Körpers und der Körperprozesse mit einzubeziehen. Deshalb bietet es sich an, beim Einsatz unseres Bilderbuchs, wie auch bei anderen Bilderbüchern, die Technik des dialogischen Lesens anzuwenden. Dabei steht nicht das Vorlesen durch den Erwachsenen, sondern die Erzählungen des Kindes im Vordergrund. Das Vorlesen des Textes wird immer wieder unterbrochen, um dem Kind Raum für Erzählungen zu geben. Mit Impulsfragen können die Äußerungen des Kindes zudem angeregt werden. Die Bilderbuchbetrachtung wird damit zum Dialog und das Kind wird aktiv in die Thematik einbezogen und das Leseverständnis dadurch erhöht. Mehr Informationen zum Dialogischen Lesen und beispielhafte Impulsfragen finden Sie im hinteren Teil unseres Bilderbuches.